SECA Booklet 12 - Management-Anreizsysteme in der Private-Equity-Industrie
Management-Anreizsysteme werden in der Öffentlichkeit, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kritisch diskutiert. Insbesondere in Bezug auf grosse, börsennotierte Unternehmen werden die Vergütungen oft als „zu hoch“ bezeichnet. Besonders kontrovers sind dabei Fälle, in denen das Management hohe Vergütungen erhält, während das Unternehmen nicht oder nur wenig profitabel ist, in Konkurs geht oder sogar vom Staat unterstützt werden muss. Die Diskussionen bringen eine grundsätzliche Kritik an den Vergütungspraktiken für das Management börsennotierter Unternehmen zu Tage und verdeutlichen einen zentralen Punkt der Prinzipal-Agent-Problematik zwischen Aktionär und Manager.
Ein anderes Bild zeigt sich in der Private-Equity-Industrie. Derweil wenig diskutiert, aber hinsichtlich der Corporate Governance äusserst interessant, sind die Management-Anreizsysteme, welche die Private-Equity-Industrie für ihre Beteiligungen anwendet.
In dieser Arbeit werden die Management-Anreizsysteme Private-Equity-finanzierter Unternehmen mit denjenigen börsennotierter Unternehmen verglichen. In einer umfassenden Untersuchung werden Struktur, Resultate und öffentliche Wahrnehmung beider Finanzierungsformen anhand bestehender empirischer Studien gegenübergestellt. Der Strukturvergleich beinhaltet die Zusammensetzung des Aktionariats und des Aufsichtsrats, die Eigenkapitalbeteiligung des Managements, den Fremdfinanzierungsanteil, die Investitionsdauer sowie Publikationspflichten. Die Resultate werden anhand der Wertentwicklung der Unternehmen, der operativen Entwicklung und der Entwicklung der Beschäftigungszahlen verglichen. Der Vergleich der öffentlichen Wahrnehmung geht auf die gesellschaftlichen Werte ein. Weiter werden anhand einer eigens durchgeführten Datenerhebung die indi-viduellen Lebensläufe von mehr als 400 CEOs beider Finanzierungsformen untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass die CEOs Private-Equity-finanzierter Unternehmen generell anders incentiviert werden und sich meist mit eigenem Geld am Unternehmen beteiligen müssen. Die Manager haben somit nicht nur Aussicht auf hohe Vergütungen, sondern tragen auch ein effektives privates Verlustrisiko. Sie werden gewissermassen zu Unternehmern. Dabei unterscheiden sich die CEOs beider Finanzierungsformen nicht wesentlich. Private Equity erzielt höhere Renditen für die Aktionäre, führt zu einer besseren operativen Entwicklung der finanzierten Unternehmen und hat einen tendenziell positiven Einfluss auf das Wachstum der Beschäftigungszahlen.
Damit ergänzt diese Arbeit die Corporate-Governance-Diskussion um Erfahrungen aus der Private-Equity-Industrie und leitet zehn Empfehlungen für bessere Management-Anreizsysteme in börsennotierten Unternehmen ab.